Sterneneltern Zeit schenken

Zeit schenken nach der Geburt eines Sternenkindes

Nach der Geburt eines Sternenkindes beginnen die ersten und gleichzeitig letzten gemeinsamen Stunden als Familie. Diese kostbaren Momente des Abschieds können durch einen achtsamen Umgang mit dem kleinen Körper des Kindes verlängert werden. Die Wassermethode, Kühlung oder der Einsatz eines CuddleCot™ schenken der Familie das nötige Maß an Zeit. Sie können so selbst entscheiden, wann sie bereit sind ihr Kind gehen zu lassen. Mit der 36-Stunden-Regel ist es vielerorts sogar möglich, das Kind noch einmal mit nach Hause zu nehmen.

Wassermethode

Da bei der Kühlung dem Körper Flüssigkeit entzogen wird, hat sich insbesondere in den frühen Schwangerschaftswochen die Wassermethode bewährt. Das Kind wird dazu behutsam in ein würdevolles Gefäß mit kühlem Wasser gelegt, sodass der Körper frei schwimmen kann. Die ursprüngliche Form des Kindes bleibt so über einen langen Zeitraum erhalten, der Körper wird stabiler und die Eltern verlieren ihre Berührungsängste.

Die Wassermethode kann prinzipiell bei allen verstorbenen Kindern angewendet werden. Die positiven Effekte sind jedoch besonders bei Verlusten bis zur 26. Schwangerschaftswoche merklich sichtbar.

Für die Wassermethode benötigt man lediglich ein Gefäß, passend zur Größe des Kindes, gefüllt mit Leitungswasser (siehe Welche Gefäße eignen sich für die Wassermethode?).  Das verstorbene Kind wird nun behutsam hineingelegt, sodass es frei schwimmen kann. Gewebe- und Blutreste lösen sich dabei sanft von der Haut. Das getrübte Wasser sollte zwischendurch gewechselt werden. Dabei wird das Kind kurz aus dem Gefäß gehoben und bitte niemals direkt unter den Wasserstrahl gehalten.

Um der Familie mehr Zeit zu schenken, kann das Kind auch über einen längeren Zeitraum mithilfe der Wassermethode aufbewahrt werden. Kaltes Wasser eignet sich dazu am besten. Da sich das Kind im Wasser in seiner natürlichen Umgebung befindet, gibt es kein echtes Zeitlimit, wie lange die Wassermethode angewandt werden kann.

Im Idealfall nutzt man für die Anwendung der Wassermethode ein Glasgefäße mit geradem Rand. So können die Eltern ihr Kind von allen Seiten betrachten. Alternativ kommt eine weiße Waschschüssel zum Einsatz. Farbige Gefäß sind hingegen weniger geeignet, da sie die Hautfarbe des Kindes trüben.

Das Kind sollte im Gefäß frei schwimmen können (Faustregel: Länge des Kindes + 3 cm).

Vor der 12. Schwangerschaftswoche (ohne Ausschabung) eignen sich schon kleine Glasschüsseln. Von der 12. bis 19. Schwangerschaftswoche sich Gefäße mit einer Grundfläche von ca. 20 cm Durchmesser und einer Höhe von ca. 15 cm sinnvoll. Ab der 20. bis 26. Schwangerschaftswoche eignen sich Gefäße mit einem Durchmesser von ca. 30-38 cm und einer Höhe von ca. 20 cm. Ab der 26. Schwangerschaftswoche nimmt man am besten eine Babybadewanne.

Üblicherweise werden Sternenkinder in Deutschland zur Lagerung gekühlt. Das hat jedoch insbesondere bei Verlusten in frühen Schwangerschaftswochen einen erheblichen Nachteil: dem kleinen Körper wird durch die Kühlung Flüssigkeit entzogen. Er verliert an Spannung, wirkt, als würde er „zerlaufen“ und die Haut verfärbt sich unnatürlich. Dieser unerwünschte Effekt kann in den frühen Wochen schon nach wenigen Minuten eintreten.

Im Wasser passiert dies nicht. Die Hautfarbe des Kindes normalisiert sich, die Haut klebt nicht und der filigrane Körper wird stabiler. Eltern verlieren dadurch leichter ihre Berührungsangst. Sie können ihr Kind hochheben, anfassen und streicheln. Auch Hand- und Fußabdrücke lassen sich leichter nehmen.

Ja, eine Obduktion ist auch mit Anwendung der Wassermethode prinzipiell möglich. Es sollte aber bei Anmeldung der Obduktion angegeben werden. 

Die Stiftung Dein Sternenkind zeigt in ihrem Video anschaulich die Vorteile der Wassermethode:

Kühlung

Wenn es nötig wird, den kleinen Körper nach der Geburt zu lagern, werden die Kinder oft in einen eigenen Kühlschrank auf der Station oder die Pathologie der Klinik gebracht. Möchten die Eltern ihr Kind sehen, ist dies immer mit einem gewissen Aufwand für das Klinikpersonal verbunden.

 

Besser ist es daher, das Kind möglichst wenig von den Eltern zu trennen. Dazu kann beispielsweise ein großes, gekühltes Gelpack, eingeschlagen in eine Decke, unter das Kind gelegt werden.

Insbesondere vor der 27. Schwangerschaftswoche birgt die reine Kühlung einige Nachteile. Wir empfehlen in diesem Fall die Anwendung der Wassermethode.

CuddleCot - die Sternenwiege

Das CuddleCot™ ist ein mobiles Kühlsystem, das es Eltern ermöglicht ihr verstorbenes Kind auf Wunsch über mehrere Tage bei sich zu behalten. Das Kind wird auf eine Kühlmatte gebettet, durch die kaltes Wasser zirkuliert. In Kombination mit einer Wiege ist es eine schöne Alternative zur klassischen Kühlung. Leider besitzen nur wenige Kliniken ein eigenes CuddleCot™. Manche Sternenkind-Vereine verleihen jedoch Geräte.

 

Informationen zum CuddleCot™ gibt es auf der Website der Gottlob Kurz GmbH, bei der das Kühlsystem in Deutschland erhältlich ist:  www.cuddlecot.net↵

Die 36-Stunden-Regel

Viele wissen nicht, dass es in den meisten Bundesländern erlaubt ist, einen verstorbenen Menschen – und so auch ein verstorbenes Kind – bis zu 36 Stunden zu Hause aufzubahren. Durch die Aufbahrung zu Hause ist der Familie möglich sich in vertrauter Umgebung vom Kind zu verabschieden. 

 

Die örtlichen Aufbahrungsfristen sind unterschiedlich – Auskünfte darüber erteilt das jeweilige Ordnungsamt bzw. erhalten die Eltern beim beauftragten Bestattungsunternehmen. Dieses unterstützt die Familie auch bei der Durchführung.

Wir beraten auch Eltern.

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